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Oman, Rub al-Khali

Frühmorgens auf dem Jebel Shams
Unsere Tracks im Norden und im Süden

Oman - Arabia felix, wie die Römer es nannten -, das Land, wo der Weihrauch herkommt und von wo die Geschichten aus Tausend und einer Nacht stammen, stand schon länger auf der Liste meiner Reiseziele. Dies nicht zuletzt wegen der Möglichkeit, wenigstens einen Teil der Rub al-Khali, auch Empty Quarter genannt, der grössten Sandwüste der Erde, besuchen zu können. Im November 2016 hatte ich Gelegenheit, zusammen mit drei Fotografen eine Reise durch dieses faszinierende Land zu unternehmen.

Im Oman herrscht seit 46 Jahren Sultan Qabus ibn Said, der trotz absolutistischer Herrschaft das zu sein scheint, was man einen "guten Monarchen" nennt. In seiner Regierungszeit hat er ein weitgehend von der Aussenwelt abgeschottetes Land, das eine Analphabetisierungsrate von 90% kannte, in die Moderne überführt. Dies ohne grössere innere Konflikte, ohne sich in die Händel der Region einzumischen und ohne die protzigen Übertreibungen, die in anderen Golfstaaten zu beobachten sind. So verfügt das Land heute über eine moderne Infrastruktur mit ausgebautem Strassen- und Kommunikationsnetz sowie kostenlose Schulen, Spitäler und frei nutzbare Sportanlagen. In jedem grösseren Ort wurde eine eindrucksvolle, aber keineswegs protzige Moschee gebaut, dafür wurde auf glitzernde Hochhäuser verzichtet. Omanis zahlen keine direkten Steuern und erhalten vom Staat sehr günstige Baulandparzellen. Dadurch hat sich eine Mittelschicht etabliert, der es, selbst an unseren Massstäben gemessen, gut zu gehen scheint. Die eher pro-westlich orientierten Omanis haben ihre Wurzeln trotz des rasanten Wandels nicht vergessen und pflegen ihre Traditionen, was sich nicht zuletzt im Baustil äussert. Sie sind sehr offen und erlauben beispielsweise ausser an Freitagen den Nichtmuslimen und sogar den Nichtmusliminnen den Besuch der Moscheen.

Wir starteten unsere Reise in der Hauptstadt Muscat, wo wir die von Sultan Qabus gebaute Grand Mosque, die Platz für mehr als 6'000 Gläubige bietet und von 1995 bis 2001 aus 300'000 Tonnen indischem Sandstein errichtet wurde, den Sultanspalast und den quirligen Muttrah Souk besichtigten. Unsere Route im Norden führte uns anschliessend längs der Küste südwärts über den Wadi Dayqah Stausee, durch die Wadis Tiwi und Shab nach Sur, der alten Hafenstadt, wo heute noch nach traditionellen Vorgaben und in weitgehender Handarbeit Dhaus, die hochseetüchtigen hölzernen Segelschiffe, gebaut werden. Der dortige Fischmarkt ist einen Besuch wert. In Ras al Jinz konnten wir in einem Schutzgebiet Meeresschildkröten (Green Turtles) bei der Eiablage beobachtet und natürlich auch das Schlüpfen der Jungen. Beides findet während des ganzen Jahres nachts und zeitgleich statt. Nächste Station war die Wahibah Wüste, die allerdings von recht vielen Touristen besucht wird und deshalb von zahllosen Reifenspuren durchzogen ist. Nach einem Abstecher ins Wadi Bani Khalid biwakierten wir dort und unser Guide Ali verwöhnte uns mit feinem gegrillten Fisch. Über Isra und die Ruinenstadt Sinaw  gelangten wir nach Nizwa, der früheren Hauptstadt. Der Besuch des Tiermarkts war ein ganz besonderer Höhepunkt, sozusagen Marktwirtschaft in der Urform. Via die bronzezeitlichen Bienenkorbgräber bei Al Ayn (UNESCO-Welterbe) und Bahla (ausnehmend schöne Moschee) fuhren wir auf den Jebel Shams (3009m), Teil des Hadjar-Gebirges, wo der omanische Grand Canyon im Morgen- und Abendlicht tolle Motive bietet. Danach ging es via Wadi Gul (ein heute noch bewohntes Dorf aus Lehmziegeln) und die Ruinenstadt Al Ahram (deren Besuch kaum lohnt) auf der abenteuerlichen unbefestigten Passstrasse Sharaf al Alamayn ins Bergdorf Bilad Sayt. Auch dort biwakierten wir in einem Wadi und genossen den Zauber des Sternenhimmels ohne jeden Lichtsmog. Nach einem Abstecher zu Fuss in das Wadi Bimah, die Schlangenschlucht, fuhren wir zurück nach Muscat und beendeten unsere Tour im Norden.

Mit einem gut einstündigen Flug in den Süden erreichten wir die aufstrebende Ferienregion Salalah, wo wir auf unseren Führer für die Rub al-Khali, den Beduinen Suhail El Mari, trafen. Er ist als Sohn von Kamelzüchtern als Nomade aufgewachsen und scheint die Rub al-Khali zu kennen wie wir unseren Garten. Mit zwei Toyota Landcruisern, dem Standardfahrzeug im Oman, fuhren wir vier Tage durch Gegenden, die vor uns kaum jemand betreten zu haben schien. Jedenfalls liess uns Suhail nicht ohne Stolz wissen, dass nur drei bis vier Beduinen sich so weit in die Wüste vorwagen. Wir sahen zuerst Weihrauchbäume in Mengen, dann ab Thumrait die Rocky Desert, die Flat Desert und schliesslich die Sand Desert. Es gibt Stern- und Sicheldünen in jeder Grösse und Form zu bewundern, viele bis zu 300m hoch. Wir übernachteten dreimal in der Wüste, ohne Zelt, nur mit Matte und Schlafsack und assen mittags und abends nach Beduinenart Kamelfleischeintopf mit Reis und Gemüse. Der mit Ingwer gewürzte starke Schwarztee ist ein erstklassiger Durstlöscher und schmeckt sehr erfrischend. Während der ganzen Zeit gingen die Fotomotive zu keiner Tageszeit aus, Speicherkarten und Bildertanks füllten sich sehr schnell. Ganz besonders beeindruckend sind - wie in jeder Wüste - die absolute Stille und der nächtliche Sternenhimmel.

Weitere Infos:

CIA-Factbook Oman  |  Oman Tourism  |  Grand Mosque Muscat

Ras al Jinz, Seaturtles  |  UNESCO World Heritage Oman

 

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